Auf LOS – geht’s los!
Der Startschuss war gegeben – Wir machten uns daran, die sorgfältig zurechtgelegten Aufgaben in die Tat umzusetzen. Das ist dabei rausgekommen:
AZ: Verteilen von „free hugs“
Diese Aufgabe war gar nicht so schwer wie erst gedacht. Einfach in Dresden an den Dresdener Zwinger gestellt, kurz erklärt worum es geht (also nur, dass mir danach war Umarmungen zu verteilen :p) und dann einfach unbefangen jemanden umarmt. Klar ist das nichts Alltägliches und doch irgendwie spannend zu sehen, wie andere auf solch eine Handlung reagieren. Fazit: 1. In Vorbereitung dessen, was mir an anderen Aufgaben noch bevorstand, war das doch eine der für mich angenehmsten Dinge. Diese Übung würde ich jederzeit wiederholen. UND 2. Ich musste doch feststellen, dass Junge Japaner recht offen für free hugs sind. 😀
LKS: Ansprechen von fremden Menschen
Grundsätzlich ist mir diese Aufgabe mit am leichtesten gefallen, da ich zum Beispiel in diversen Urlauben Erfahrungen in der Aufgabe sammeln konnte und die Hemmschwelle dadurch nicht ganz so hoch war. Und so habe ich viele Menschen angesprochen- ich fragte sie nach dem Weg, der Uhrzeit oder nach einem Kleidungsstück, dass mir an ihnen besonders gut gefiel. Die meisten Passanten reagierten freundlich, bei der Frage nach dem Kleidungsstück reagierten einige Menschen irritiert und wirkten zunächst verunsichert. Nicht alle haben mein Kompliment auch angenommen.
Es ist schwerer als es zunächst scheint, fremden Menschen Komplimente zu machen. Die glücklichen Gesichter der Angesprochenen ermutigen mich aber, auch in Zukunft ein Kompliment mehr zu verteilen.
LM: Augenkontakt suchen und anlächeln
Die Aufgabe erschien mir am einfachsten, doch sie erwies sich als schwerer als gedacht. Die Berliner erwiesen sich als unkooperative, mürrische, auf ihre Smartphones starrende S-Bahnfahrer. Wie soll man da Augenkontakt herstellen, geschweige denn zum Anlächeln kommen?
Zu meiner Rettung steig eine Seniorenreisegruppe in die Bahn, sodass es mir möglich war, die Übung doch noch zu Ende zu bringen.
Aus einem freundlichen Anlächeln wurde sogar noch ein netter Plausch mit einem junggebliebenen charmanten Herren.
Fazit: In der Rush Hour ein Lächeln zu erhaschen ist in Berlin schwieriger als gedacht.
Alle: Passanten beim Entgegenkommen zunicken, als kenne man sie
Diese Übung haben wir für uns noch ein bisschen erschwert und sie doch wieder leichter gemacht. Wie? Beim Zunicken haben wir frei nach Gentleman-Manier (oder –woman) immer wieder einen Hut abgesetzt. Etwas leichter gemacht haben wir uns das Ganze, indem wir uns dafür in den Tummel der Berliner Straßen begeben haben. In einer so bunten schrillen Stadt kann man mit so einem Verhalten doch wieder gar nicht so auffallen. Und aus den Kleinstädten und Dörfern, aus der wir kommen, wo eigentlich jeder jeden kennt, wären wir mit hoher Wahrscheinlichkeit für verrückt erklärt worden. Wir müssen schon zugeben, dass es uns nicht leicht fiel dies so durchzuführen. Wenn man sich jedoch einmal getraut hat, dann ist die Scheu auch nicht mehr ganz so groß. Fazit: Kostete uns eine Menge Überwindung und hat doch unsere Kompetenzen erweitert. Für das nächste Mal nehmen wir uns vor noch mutiger zu sein und die Aufgabe noch ein paar Mal mehr durchzuführen.
ALM: Sich am ganzen Körper kratzen
Frei nach dem Motto „Lass die Leute reden“ machte ich mich daran, Aufgabe Nummer 5 zu bewältigen. Auf dem Weg zur Uni setzte ich mich morgens wie gewohnt in die S-Bahn und startete meine Prozedur. Ich kratzte mich ausgiebig am ganzen Körper, nur den Kopf ließ ich aus, die Frisur musste schließlich noch eine Weile halten.
Kopfschüttelnd verließ der erste Mitfahrer seinen Platz neben mir und suchte sich einen neuen weit hinten im Waggon. Eine andere Frau rutschte so weit weg von mir, bis sie nur noch zur Hälfte auf ihrem Sitz saß. „Da geht noch mehr“, dachte ich und kratzte mich weiter. Kurz darauf erklang der erste Kommentar meines Gegenübers: Ich solle das gefälligst lassen. Eine andere Dame weiter entfernt gab ihrer Bekannten zu verstehen, dass ich stinke, dabei hatte ich gerade erst frisch geduscht. Wohl gefühlt habe ich mich bei der Durchführung der Aufgabe nicht wirklich. Die Kommentare und bösen Blicke der Mitfahrer stören irgendwann schon. Immerhin hatte die Aufgabe auch etwas Gutes: Endlich mehr Platz für mich in der Bahn!
Bis bald, wenn es heißt: Teil B ruft!
AZ, LKS, LM und ALM
„Es erscheint immer unmöglich, bis man es gemacht hat.“ (Nelson Mandela)
Mich interessiert was deine Antwort auf die Reaktion von deinem Gegenüber war, der meinte du solltest es gefälligst lassen? 😀 Bist du standhaft geblieben?
Sonst echt klasse gemacht, dafür wäre meine Hemmschwelle eindeutig zu hoch!
Die Kratz-Aktion ist wirklich wunderbar beschrieben. Vielleicht könnte man das beim nächsten Mal im vollen Golm-Regio ausprobieren. Ob man dann wohl auch mehr Platz erhält? Wirklich ein schöner Vorgeschmack auf die Mut- und Auffälligkeitsübungen!
Oh ALM, das ist so lustig, was du gemacht hast! Und echt mutig. Könntet ihr nicht das nächste Mal jemanden von eurer Gruppe nehmen und so tun, als wäre die Person fremd, und das Ganze von ihr filmen lassen? Ich hätte dir wahrscheinlich Fenistil angeboten. „…das ich stinke“ oh Gott diese Aufgabe ist so genial, ich liebe sie. Habt vielen Dank für euren Beitrag.
Zitat aus der nächsten Gruppe: „Es gibt eine schöne Offenheit, die sich öffnet wie eine Blume: Nur, um zu duften.“
Ebenfalls ein dickes Lob an die Kratz-Aktion, vorallem die Wahl des Ortes habt ihr super getroffen! 🙂 Echt witzig, was die Leute so rein interpretieren: „Iiih, die stinkt!“ ist ja wohl der eindeutigste Beweis dafür, wie schnell und unüberlegt Vorurteile in den Köpfen der Menschen entstehen können.
Ich habe auch festgestellt, dass viele Menschen nachdem man ihnen ein Kompliment macht, zuerst etwas verblüfft gucken und erst ein Augenblick später, wenn sie sehen, dass das wirklich nur ein Kompliment war und es nichts anderes dahinter steckt, freuen sie sich. Ich denke nun, wie hätte ich auf ein unerwartetes Kompliment auf der Straße reagiert. Bestimmt genau so.
Witzig zu lesende Reaktionen auf das Kratzen in der Bahn. Allerdings stelle ich mir das in der Situation durchaus unangenehm vor. Also: Respekt, dass du es bis zum bitteren Ende durchgeführt hast! 🙂