„No risk, kein Risiko.“ LJ, ordentliche Studentin des Exzellenzstudiengangs Patholinguismus
Im Folgenden werden wir euch berichten, wie wir hinauszogen, die Weltherrschaft an uns zu reißen und uns dabei letztlich ordentlich zum Dino machten.
1. Im Supermarkt nach Lebensmitteln mit „richtiger“ Aussprache fragen.
Erstes Geständnis vorweg: Wir waren nicht im vorab geplanten Supermarkt. Aber in unserem alternativen Supermarkt ließ es sich mindestens genauso gut nach Tiefkühl-Lasagne, Avocado und Gin fragen. Nachdem wir die erste Hürde überwunden und einen Mitarbeiter ausfindig gemacht hatten (gar nicht so leicht ohne die Karte des Rumtreibers, die LJ uns ja eigentlich leihen wollte), war es keine große Überwindung, sich nach den entsprechenden Lebensmitteln zu erkundigen. Die Reaktionen reichten von Stutzen bis Schmunzeln, allerdings behielten die Mitarbeiter stets ihre Fassung und standen uns mit Kompetenz, Professionalität und Hilfsbereitschaft zur Seite. Vereinzelt auftretende Verständigungsprobleme wurden durch die Dolmetscher-Fähigkeiten vorbeigehender Kunden beseitigt.
2. Dino-Besuch im Touristen-Info-Point
Die Herausforderung hierbei bestand zunächst einmal in der sengenden Hitze, die Potsdam-West auch schon in den frühen Morgenstunden heimsuchte. Ein Ganzkörper-Plüschkostüm und ein seriöses Outfit, was durch bodenlange Rocklänge und schwarze Blazerwahl besticht, sind dabei nicht unbedingt klug gewählte Begleiter. Kurz kam die Idee auf, in einem Eisladen noch jeweils 12 Kugeln Aperol-Spritz-Eis zu zischen, um einerseits die Körpertemperatur zu senken und nebenbei noch den Mut zu heben. Verwarfen wir aufgrund des straffen Zeitplans dann aber wieder.
Voll Heiterkeit, Frohgemut und Nüchternheit marschierte das Dreiergespann also in die Touristeninformation, wo es allerdings auf Skepsis, ja nahezu Unfreundlichkeit stieß. JM, unsere seriöse Leitfigur, erkundigte sich nach dem Naturkundemuseum mit dem großen Dino. Der Mitarbeiter fragte uns daraufhin patzig, ob der Saurier tatsächlich im Potsdamer Naturkundemuseum zu finden sei. Konnten wir ihm leider nicht beantworten, schließlich waren wir die Touristen und er die Information. Zum Glück gab es das allwissende Google, was seinen Verdacht bestätigte, dass wir uns in der falschen Stadt aufhielten, um Tristan einen Besuch abzustatten. Daraufhin verließen wir rextrem traurig das Établissement. Nicht etwa, weil noch eine Stunde Fahrtzeit zum angestrebten Ziel anstand (was er uns freundlicherweise noch verriet). Sondern weil wir uns in unserem Humor nicht bestätigt fühlten. Auf der Heimfahrt durch den Park Sanssouci wurden die Dino-/Drachen-/Osterhasen(?)kostüme dafür umso mehr gefeiert.
3. Im Regionalzug nach Potsdam HBF die „Brandenburger Hymne“ mit Instrumenten (z.B. Blockflöte) mitspielen
Was wir hierbei gelernt haben: Die Brandenburger Hymne trägt den Titel „Wer recht in Freuden in wandern will“. Wer seinen musikalischen Horizont bis ins Unermessliche erweitern will, klicke nun noch auf diesen Link: „Jetzt kommen die lustigen Tage“ (dieses Volkslied wird vor jeder Einfahrt in den Berliner HBF angespielt – leider ohne Ronnys Gesang).
Back to reality: Aufgrund mangelnder Musikalität und Instrumentenanzahl haben wir schlussendlich mitgesungen, leider nicht so virtuos wie der Tölzer Knabenchor. Große Überwindung hat es uns keine gekostet, wohl dem Schutz der Gruppe zu verdanken.
4. In der S-Bahn mindestens 3 Witze erzählen
Zur Vorbereitung auf diese Challenge ließen wir alte Kindheitserinnerungen aufleben und erschnorrten uns in der Apotheke eine Medizini, bekannt als Witzlektüre Nummer 1. Positiver Nebeneffekt hierbei: LA* hat seit gestern ein supersüßes Kaninchen-Superposter über ihrem Bett hängen.
Anfänglich lasen wir uns die Witze gegenseitig vor, doch im Laufe der Zeit wurden wir tatsächlich mutiger: gingen näher an Mitreisende ran, bezogen sie in die Witzfragen mit ein (Was lebt unter Wasser und kann gut rechnen? Ein Oktoplus!), trugen die Witze inbrünstig vor. Nachdem VW einem Sachsen einen Sachsenwitz erzählt hatte, mussten wir allerdings überstürzt und fluchtartig die S-Bahn verlassen.
Fazit: Mit dieser Aufgabe wurden wir in jedem Fall angeregt, aus uns herauszugehen. Jedoch schienen unsere Mitreisenden teilweise peinlicher berührt als wir. Zwar huschte ihnen ab und an ein verhaltenes Grinsen über die Lippen, trotzdem mieden sie, Blickkontakt mit uns aufzunehmen. Vielleicht befürchteten sie, in ein supersüßes Kaninchen verwandelt zu werden.
* Name von der Redaktion nicht geändert
5. Liftgirl im Berliner HBF spielen
Diese temporär angebotene Service-Erweiterung der Bahn wurde sehr positiv aufgenommen. Bedenkenlos legten die Probanden ihr Schicksal in unsere Hände und ließen sich zwischen den Etagen umherkutschieren.
Probleme traten vereinzelt in Form von Trunkenbolden auf. Diese artikulierten sich dermaßen unverständlich, dass LA sich nicht sicher war, ob sie sich nun auf Deutsch oder Polnisch in die Unterhaltung mischen sollte.
Was wir von Level 2 mitnehmen und in die Welt tragen werden: Es ist ganz amüsant, mal ab und zu die eigene Komfortzone zu verlassen und das Selbstbewusstsein auf die Probe zu stellen. Außerdem haben wir unsere Menschenkenntnis erweitert: Auffälligkeitsübungen treffen oft das Schamgefühl der Mitmenschen härter als das eigene. Fremdschämen – der Klassiker. In Zukunft werden wir jedoch die Arme öffnen für jeden, der sich wie der letzte Saurier benimmt. Denn vielleicht ist sein „Free-Hugs“-Schild ja nur Teil eines Uni-Projektes und er braucht dringend noch motivierte Mitmacher.
Adios und bis zum nächsten Mal in diesem Theater!
Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen !
Wirklich witzig und gut geschrieben, da hat man doch sofort Lust auf In-Vivo-Stottern…
Insgesamt wirklich viele tolle Ideen. Mir gefällt besonders gut, das mit der Blockflöte 😀
Hab selten so etwas Amüsantes gelesen! Dass ihr euch selbst nicht so ernst genommen habt bewundere ich sehr. Da könnte man sich mal eine Scheibe abschneiden. Es ist doch echt zu bedauern, dass ihr auf recht viel Ablehnung gestoßen seid. Aber nun ja, wie RH schon sagte „Selber Schuld!“, ne?!
Ein super Beitrag, mit einer klasse Message!
Ich find eure Dino-Kostüme soo heiß 😀 Die Liftgirl-Idee fand ich übrigens auch sehr kreativ, wie seid ihr denn darauf gekommen?
Schade, dass ihr auf so viel Ablehnung getroffen seid – aber die sind selbst schuld, da verpasst man ganz schön viel Spaß im Leben, wenn man sich nicht mal auf ein bisschen Auflockerung des tristen Alltags einlassen kann 😉
Die REXTREM traurigen Dinos hätte ich sehr gern getröstet, nachdem der Inforhirni euch so plump davon ziehen ließ. Das hat er bestimmt abends seiner Frau bei ner guten „Stulle mit Brot“ erzählt:
„Ey, Marianne! Da warn heut so drei janz komische Weiber, doo! Zwee davon mit sonnem Dino-Anzuch. Kannste glooben – und dit am früühn Moorjen! Die wolltn zum Museum mit dem großen Tee-Rex da…weeßte hier die in Berlin,wa. Naja und dann haick jesacht saick – Da sind se hier falsch! Uff son Ulk kann ick jaa ne, doo!“
Hut ab jedenfalls. Tolle Ideen – süße Hasenbabys (mit einem Katja-Burkhardschen Sigmatismus gesprochen) und ganz viel Mut! Das ist wahre In-Vivo-Arbeit!
Der absolute Hammer. Dieser Beitrag ist euch wahrlich gelungen! Ich als Musik Begeisterte finde natürlich die vorgetragenen Regionalbahnhymnen war eure gelungenste Aktion. Ich bin eurer Empfehlung sofort nachgegangen und hab mir auf youtube mal die Schlagerparaden reingezogen. Ich konnte mich wirklich nicht entscheiden, wer nun besser war: Ronny oder Gitti & Erika! ;D
Wirklich interessant, dass diese Melodien tatsächlich existieren.. habt Dank für die holde Kunde!
Schätzle(s) adé
Ich habe Ihren Beitrag mit Freuden gelesen – Schreibtechnisch eine kleine Meisterleistung! Sie haben sich sehr interessante Aktionen überlegt, die wirklich sehr viel Mut abverlangten. Kompliment!!!