Hier könnt ihr lesen, wie es uns ergangen ist bei der Erweiterung unserer kommunikativen Kompetenz.
Gut gelungen ist es uns, je 10 Menschen anzulächeln, obwohl die Angelächelten oft irritiert waren und nach einem Grund für die Ihnen entgegengebrachte Freundlichkeit gesucht haben. Leicht gefallen ist uns besonders, alte Menschen und Kinder anzulächeln, da diese das Lächeln am leichtesten anzunehmen schienen. Teilweise ergab sich ein Lächeln auch, wenn man sich zum Beispiel durch Zufall in derselben Situation befand.
Hilfe anzubieten war schon etwas schwieriger. Es ist uns auch nicht gelungen, je den geforderten 10 Menschen zu helfen. Insgesamt war es uns nur möglich circa 40% dieses Aufgabenteils erfüllen. So konnten wir zum Beispiel Touristen bei der Orientierung in Potsdam helfen, Menschen Koffer oder Kinderwagen tragen und vor dem Hinfallen in öffentlichen Verkehrsmitteln bewahren und danach beim Einsammeln ihrer Habseligkeiten helfen.
Gespräche mit Verkäufern/ Angestellten zu beginnen, konnten wir zu 40% erfüllen. Leicht war es, über Waren zu sprechen. Schwierig wurde es, wenn wir das Gespräch von der „Arbeitsumgebung“ lösen wollten, weil sie unter Zeitdruck standen, noch andere Kunden da waren oder das schlichtweg nicht erwartet wurde.
Anderen Passanten persönliche Fragen zu stellen ging teilweise in ein Gespräch auf der Straße über. Die Fragen konnten wir zu 40% und die Gespräche konnten wir zu 30 % erfüllen. Wir kamen beispielsweise über Hunderassen und das Alter des Hundes oder aber über Frösche im Berliner Aquarium auch auf persönliche Dinge zu sprechen. Leichter fielen die Gespräche auf der Straße, wenn man über Gemeinsamkeiten ins Gespräch finden konnte.
Dennoch wurde es schwieriger und hat mehr Überwindung gekostet, je persönlicher und komplexer die Aufgabenteile wurden.
Teilweise fühlte es sich unnatürlich an und widerstrebte einem, wenn, da ein zeitlicher Rahmen gesetzt war, die Situation mit Absicht geschaffen werden musste und sich nicht natürlich, spontan ergeben konnte.
Hilfreich war hier die Abstufung der Teile. Wir konnten uns mit der steigenden Schwierigkeit langsam an die nächst höhere Stufe heran tasten.
Hinderlich war bei der Erfüllung der 5 Aufgabenteile besonders, dass sich die Menschen heutzutage sehr zu isolieren scheinen. Jeder schaut woanders hin. Begegnen sich zwei Blicke, muss bloß schnell ausgewichen werden. Diese selbstgewählte Isolation erschwerte es auch, Gespräche anzufangen und diese zu vertiefen. Zudem kann scheinbar grundlose Freundlichkeit schlecht angenommen werden, denn viele Menschen, denen wir begegnet sind, suchten nach einem Motiv hinter unseren Handlungen. Je länger und persönlicher die Interaktion mit den anderen Menschen war, desto schwieriger wurde die Erfüllung der Aufgabe. Als schwierig erwies sich für uns schon die Situationsfindung, da bestimmte Teile nur erfüllt werden konnten, wenn man eine bestimmte Situation provozierte, was sich dann alles andere als natürlich anfühlte. Bei der zeitlichen Begrenzung ist es teilweise nicht möglich gewesen, natürliche, spontan entstehende Situationen abzuwarten.
Unsere Konsequenz aus diesem ersten Block ist, dass man mit deutlich offeneren Augen durch die Welt gehen sollte und gezielt nach Möglichkeiten suchen sollte, mit anderen zu interagieren. Denn dabei kann man selbst – und die Welt – nur gewinnen.
Eure
KH & JR
Ich finde die Reflexion sehr gelungen und kann eure Empfindungen gut nachvollziehen. Ausweichgesellschaft ist eine gute Begrifflichkeit. Das Traurige ist, dass ich mich da auch wiederfinde teilweise. Wenn mich jemand aus dem Nichts anlächelt denke ich: HÄ? und überlege 3 Mal, ob ich jetzt zurückgucke oder lieber auf meine sehr interessanten Schuhe starre.
@VW: Ich denke die drei haben vollen Einsatz bewiesen. Ob intentional oder nicht sei an dieser Stelle offen gelassen. Aber wenns voll wird in der Bahn rutscht das Bein dann halt mal in den Gang oder der Arm mit Schwung an den Rücken des Vodermannes.
Hat es lange gedauert, bis ihr Menschen gefunden habt, denen ihr eure Hilfe anbieten konntet? Oder habt ihr aufgrund des straffen Zeitplans dann einfach in der Bahn wahllos Leute geschubst, um ihnen anschließend aufhelfen zu können (Ich würde an dieser Stelle gern LA verlinken können…)?
Ich finde es toll, welche Schlussfolgerungen Sie aus Ihren Aktionen ziehen. Ich freue mich auf Ihren nächsten Beitrag – und dann vielleicht mit Fotos, damit wir uns das alles noch besser vorstellen können 🙂