Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

In der zweiten Runde unseres in-vivo- Trainings befassten wir uns mit Mut- und Auffälligkeitsübungen.

Eins vorab, wir waren ganz froh darüber die Übungen im belebten Neukölln durchzuführen.

 

Hinter jemanden herlaufen und deren Bewegungen nachmachen

Diese Übung kostete zu Beginn etwas Überwindung, da wir uns Gedanken machten, wie die Leute reagieren werden. Letztenendes konnten wir unsere Schauspielkunst bis ins Unermessliche steigern, da es tatsächlich niemandem auffiel oder nicht wirklich interessierte. Eine einzige Passantin bemerkte unsere Nachahmung, reagierte zuerst irritiert, dann empört und bevor ihr der Geduldsfaden riss, löste ich die Situation auf.

 

Sich in der Stadt auf den Boden setzen und die Nägel lackieren

Da diese Übung nicht die erhoffte Aufmerksamkeit auf sich zog wurde sie etwas abgewandelt und ich lackierte mir in der Bahn die Fußnägel. Bis auf ein paar nette Kommentare hinsichtlich der ausgefallenen Farbe des Lacks war von den Berlinern nichts zu holen. Ich selbst fühlte mich dabei nicht sonderlich unwohl, da ich nicht das Gefühl hatte jemanden zu stören.

 

Einen fremden Hund anbellen

„Hast du nen feuchten Keks im Schuh?“ war die Reaktion des Hundebesitzers. Und das dachte ich mir auch in dem Moment als ich die Aktion durchführte. Diese Übung forderte in ihrer Durchführung überraschenderweise dann doch die meiste Überwindung. Wie sich herausstellte mögen es die Leute nicht so gerne, wenn man versucht ihre Hunde durch Bellen aus der Fassung zu bringen. Es war einfach nur schrecklich unangenehm und der daraus resultierende Anpfiff auch.

 

Zur Musik im Einkaufszentrum/Straßenmusiker tanzen

Die Übung war rückblickend angenehm und hat Spaß gemacht. An einem sonnigen Tag wurde sie auf dem Tempelhofer Feld absolviert. Alle Passanten waren gut gelaunt und einige tanzten auch gleich mit.

Eine entscheidene Rolle spielte dabei sicher, dass wir zu dritt waren und die Musikerin eine Freundin von mir. Die Stimmung war von vornherein ausgelassen und wir mussten uns nicht sonderlich überwinden.

 

Sich laut mit dem Partner streiten

Da es nur ein gespielter Streit war, konnten wir an diese Übung nicht mit der nötigen Impulsivität und Ernsthaftigkeit rangehen. Letztenendes entwickelten sich die gespielten Streitgespräche zu lautem Gelächter. Die Reaktionen der Passanten hielten sich in Grenzen und bis auf das ein oder andere „Vertragt euch doch einfach“ bekamen wir nichts sonderlich Unangenehmes zu hören.

4 thoughts on “Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?”

  1. In gewisser Weise ist das ganze ja nicht nur eine Stotter-Studie sondern auch eine Berlin-Studie. 😀 Ich finde es ziemlich lustig, wie viel man sich da eigentlich erlauben kann, ohne dass es überhaupt jemandem auffällt. Was die Sache mit dem Hund angeht kann ich a) verstehen wie ihr euch gefühlt habt und b) warum der Besitzer so reagiert hat. Wir hatten eine ähnliche Situation, in der wir uns gefragt haben, was wir uns eigentlich dabei dachten, als wir den Punkt mit den unseren Plan aufgenommen haben. 😀
    Trotzdem sehr schöne und witzige Ideen und ein netter Post. 🙂

  2. Ich glaube, Fußnägel lackieren habe ich mittlerweile schon mal als dreimal selbst beobachten dürfen. In Berlin eine scheinbar ganz normale Tätigkeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln…es selbst zu tun, eine ganze eigene Herausforderung 😉

  3. Einen fremden Hund anbellen
    Das einige Passanten darauf komisch reagiert haben kann ich mir gut vorstellen. Für manche Leute stellt der Hund ja eine Art Kinderersatz dar und genau so werden sie auch behandelt. Eigentlich lächerlich. 😉
    Dabei finde ich Eure Aktion wirklich lustig. Man kann es sich fast bildlich vorstellen wie Ihr versucht einen Hund anzukläffen.

  4. Sich in der Bahn die Fußnägel zu lackieren, ist eine tolle Aktion. Interessant, dass auch damit die Berliner scheinbar sehr gelassen umgehen. Gerne hätte ich ein Foto von dieser schönen Aktion gesehen.
    Viel Spaß im letzten Teil, dem absichtlichen Stottern!

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