Bitte lächeln, schöne Schuhe!

Nun ist es soweit, wir haben es gewagt und die selbst gestellten Aufgaben in die Tat umgesetzt. Im Folgenden gehen wir kurz auf die einzelnen Aufgaben ein und beschreiben, wie es uns damit ergangen ist. Zuletzt gibt ein kurzes Resümee.

A: Erweiterung der kommunikativen Kompetenzen

  1. zehn verschiedene Personen in der Stadt freundlich anlächeln
  2. nach einer Auskunft fragen
  3. fünf unbekannte Personen freundlich grüßen
  4. einer unbekannten Person auf der Straße ein Kompliment machen
  5. drei unbekannte Personen im Zuge einer Umfrage befragen

Zehn verschiedene Personen in der Stadt freundlich anlächeln

LS: „Es ist mir erstaunlich schwer gefallen, diese Aufgabe richtig durchzuführen. Ich habe sie an mehreren Orten ausprobiert – morgens im Bus, auf dem Karneval der Kulturen in Berlin und auf der Brandenburger Straße an einem Samstag. Generell hatte ich stets das Gefühl, dass die meisten vor allem irritiert waren, wenn ich sie angelächelt habe. Vielleicht liegt das an meiner Person, allerdings glaube ich eher, dass der Grund dafür die Tatsache ist, dass wir alle Tag ein, Tag aus missmutig durch unseren Alltag schlurfen. Außerdem fiel mir auf, dass viele erst zu spät realisierten, dass ich sie angelächelt habe und niemand anders, weil es nur einen spärlichen Blickkontakt o.ä. gab. Ebenso fiel es mir selbst manchmal schwer mich zu motivieren, wildfremde Personen anzulächeln, da ich stets einen Gedanken im Hinterkopf hatte: Die denken bestimmt, du hast einen an der Waffel und willst ihnen was tun. Das ganze hat mich schon sehr ausgebremst. Allerdings gab es auch einen schönen Aspekt: Wenn mein Lächeln wirklich einmal aus vollem Herzen kam und nicht nur der Aufgabe geschuldet war, so waren doch häufiger ebenso nette Reaktionen zu beobachten. Ich schließe daraus auf der einen Seite, dass ich irgendwie lernen muss authentischer zu lächeln und auf der anderen Seite, dass wir alle doch noch nicht komplett abgestumpft sind.“

xx: „Keep Smiling! Diese Aufgabe fand ich noch vergleichsweise harmlos, sie ließ sich unterm Strich recht gut meistern. Vielleicht hatte ich es mir auch sehr einfach gemacht, indem ich mein Vorhaben im Straßengewimmel von Berlin in die Tat umsetzte. Man huscht relativ  zügig aneinander vorbei und muss praktisch nicht allzu lange in dieser Situation verharren. In einem geschlossenen Raum, wo man dann im besten Falle noch vor seinem gegenüber eine ganze Zeit lang sitzt und nicht „flüchten“ kann, wie etwa im Bus, wäre mir das wohl schwerer gefallen. Die Resonanz war überwiegend verwundert bis positiv. Nach einigen zaghafteren Versuchen wurde ich dann auch etwas offensiver und bekam hin und wieder auch mal ein herzliches Lächeln zurück. Das ist dann natürlich sehr schön und freut einen irgendwie.“

 

Nach einer Auskunft fragen

xx: „Diese Art Aufgabe erledige ich auch so schon des Öfteren mehr oder weniger aus eigener Motivation heraus, besonders wenn es darum geht andere Leute nach dem Weg zu fragen, da Orientierungssinn wie ein totes Pferd. Trotzdem war es eher merkwürdig das jetzt praktisch „ auf Zwang“ zu machen, ohne dass man wirklich dringend an diese Information kommen muss. Egal ob man jemandem nach einem Kino fragt und dabei gar nicht ins Kino will oder einen Stoffladen „finden“ will wo man sich alle 14 Tage rumtreibt. Eine Frau war so freundlich und hat noch 5 Minuten auf Google Maps gesucht und ich hätte ihr am liebsten gesagt „Ach wissen Sie, eigentlich kenne ich den Weg ja eigentlich allein.“, aber dann hätte ich weiter ausholen müssen ohne ihre Hilfe abzuwerten und da war ich dann etwas überfragt und hab sie suchen lassen. So hab ich ihr wenigstens nicht das Gefühl genommen, eine gute Tat vollbracht zu haben.
Ich hatte mir vorgenommen wirklich die nächstbesten 10 Leute anzusprechen und nicht zu selektieren. was habe ich gemacht? Richtig. 2 oder ich glaube sogar 3 Leute die mir ziemlich grumpy erschienen habe ich geflissentlich übersprungen. Da hätte ich vielleicht noch etwas mehr über meinen Schatten springen können, denn das ist ja der eigentliche Sinn der Aufgaben. “

LS: „Diese Übung fiel mir wesentlich leichter als die erste. Ich habe generell wenig Hemmungen jemanden anzusprechen, wenn ich etwas wissen möchte oder Hilfe brauche und so war auch das nicht schwer. Genauso finde ich es selbstverständlich und leicht, jemandem eine Auskunft zu erteilen, so man Bescheid weiß. Abgesehen von einigen „Eilenden“ (Nee, da hab ick jetzt keene Zeit für!) half man mir, sei es im Supermarkt, im Bus oder auf der Straße. Bei dieser Übung habe ich tatsächlich sogar mal einen freundlichen Busfahrer kennengelernt! Ich würde diese Übung also als gelungen einstufen.“

Fünf unbekannte Personen freundlich grüßen

Wir haben beide festgestellt, dass dies schwieriger ist, als einfach nur zu lächeln. Letzteres ist wesentlich unverbindlicher während beim Grüßen unweigerlich vorausgesetzt ist, dass man die andere Person kennt. So war zu beobachten, dass es nach dem Grüßen sichtbar in den Köpfen der Anderen ratterte, ob man ihnen bekannt ist oder nicht. Es kam zwar manchmal ein zaghaftes „Hallo“ oder ein Lächeln zurück, meistens jedoch blieb das Gegenüber stumm und/oder verwirrt. Dies hatte zur Folge, dass man sich selbst auch unwohl fühlte und sich kein wirkliches Erfolgserlebnis nach Beendigung der Aufgabe einstellte. Jedoch ist festzuhalten, dass es mit steigender Anzahl der Grüße leichter wurde, diese zu formulieren.

Einer unbekannten Person auf der Straße ein Kompliment machen

xx: „Schien mir erstmal einfacher als gedacht. Letztendlich verteilte es sich doch über einen ganzen Tag, da ich mich dazu entschieden hatte darauf zu warten, bis mir wirklich etwas gefällt. Ich habe keinerlei schauspielerisches Talent und ich weiß dass es nicht so authentisch/ echt wirken würde wenn ich sage „Schöne Schuhe!“, obwohl ich die Schuhe gar nicht schön finde. Das Warten hat sich jedenfalls ausgezahlt, hin und wieder tauchten Objekte meiner Begierde auf für die ich mein Kompliment aussprechen konnte. Nach kurzem Überraschtsein folgte meist Freude im Gesicht meines Gegenübers. Ich finde je öfter man diese Aufgabe gemacht hat desto mutiger wird man. Es war meiner Meinung nach eine schöne Gelegenheit auch einfach mal sein Verhalten zu reflektieren, weil man doch öfters irgendetwas an einer anderen Person gefällt, man sich aber in der Regel nicht traut es einfach mal dem Gegenüber zu sagen.“

LS: „Was meist zuerst mit Misstrauen oder Erstaunen darüber, dass man von einer Wildfremden angesprochen wurde, beginnt, endet meist mit einem Lächeln. Welche Frau hört nicht gerne, dass ihre Schuhe schön sind? Um ein bisschen Variation in die Sache zu bringen habe ich aber auch auf andere Dinge geachtet. Bärte und Hunde zum Beispiel. Mir begegneten tatsächlich einige niedliche und hübsche Exemplare, die das Kompliment zwar selbst nicht verstanden, aber ihre Besitzer freuten sich. (Übrigens bei Bärten genauso wie bei Hunden). Um das ganze zu dokumentieren durfte ich zumindest von einem der Vierbeiner ein Foto schießen, welches ich nun hier einfügen werde.“

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(Man sieht es auf dem Bild nicht so gut, aber dieses Tier war unglaublich flauschig… )

 

Drei unbekannte Personen im Zuge einer Umfrage befragen

Wir haben die Umfrage in Potsdam durchgeführt. Obwohl das Wetter an diesem Wochenende nicht wirklich mitspielte führten wir eine Umfrage zum Thema „Eis“ durch. Diese enthielt folgende Fragen:

  • Mögen Sie Frucht- oder Milcheis lieber?
  • Was ist Ihre Lieblingssorte?
  • Wo gibt es das beste Eis in Potsdam?

Dafür haben wir uns, wie es üblich ist, einfach an die Brandenburger Straße gestellt und Passanten angesprochen. Wir führten dazu das Argument an, dass wir nichts verkaufen und kein Geld sondern einfach nur einige Fragen zum Thema Eis stellen wollen. Damit ließen sich auch einige Passanten ködern, jedoch ging der Großteil einfach vorbei. Das Gefühl war schon leicht deprimierend. Erstaunlicherweise war die Resonanz trotz allem nicht so schlecht wie befürchtet, was womöglich darauf zurückzuführen war, dass wir in „Zivil“ unterwegs waren und damit nicht bereits zuvor von Passanten erkannt und umgangen werden konnten. Insgesamt war die Atmosphäre für das Thema „Eis“ recht angenehm, da es ein unverfängliches Thema ist. Eine derartige Umfrage würden erneut durchführen.

 

Resümee:

Im Großen und Ganzen waren, von einigen Hemmungen abgesehen, die Aufgaben gut zu bewältigen. Dies führen wir vor allem darauf zurück, dass wir keine provozierenden Handlungen durchgeführt haben, sondern stets freundlich und friedlich waren. Man lernte sich selbst und seine Umgebung besser kennen. Unsere Haupterkenntnis war jedoch, dass Authentizität stets das Erfolg versprechendste Mittel für die Erfüllung solcher Aufgaben war. So fällt es zum Beispiel schwer ein Kompliment zu machen, wenn man dies nicht ernst meint, oder ein Lächeln zu erzeugen, wenn das eigene nicht echt ist.

 

Wir sind gespannt auf eure Erkenntnisse!

xx & LS

3 thoughts on “Bitte lächeln, schöne Schuhe!”

  1. „Hallo- schöner Bart“ – 😀 Eine richtig gute Aufgabe. Auch die anderen Sachen bringen mich sehr zum Lachen. Ich möchte auch gerne mal nach meiner Lieblingseissorte gefragt werden.

  2. Hey ihr Zwei,
    tolle und präzise erste Eindrücke habt ihr da geschildert! 🙂 Eure Aufgaben hätte ich genauso gesteigert wie ihr, allerdings mit einer Ausnahme: Komplimente zu verteilen, fiel auch mir ziemlich schwer, was ich anfänglich überhaupt nicht erwartet hätte, weil ich das sonst (in natürlicheren Situationen) ziemlich oft und gerne mache Deshalb würde ich es als größte Herausforderung einstufen. Es ist verdammt schwer, authentisch zu sein und gleichzeitig nicht völlig der Euphorie des Augenblicks zu verfallen! Eben getreu dem Motto: „Ein geglückter Seiltanz zwischen Wahrheit und Übertreibung.“ 😉

    Liebe Grüße,
    JG

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