Blicke, Blumen, Streitereien – oder einfach auch mal kindisch sein!

Stotterblog-Erlebnis-Tag? – The Sequel.

Wir begaben uns also erneut hinaus in die Welt, diesmal, um mutig und auffällig zu sein. Doch unsere aufgestellten Etappen entpuppten sich teilweise als ein bisschen anders als erwartet, aber lest selbst:

 

  1. Blickkontakt mit Passanten herstellen, sie anlächeln und ihnen zuzwinkern

Die erste Etappe: Von uns als zunächst am einfachsten eingestuft, war dies doch eine der schwersten Hürden des Tages. Während wir die Brandenburger Straße entlang schlenderten, scheiterte es oftmals schon am ersten Teilschritt: Blickkontakt herstellen.

Es ist erstaunlich, wieviele Menschen darauf bedacht wirken, niemandem in die Augen zu schauen und wenn es doch einmal zu diesem fast schon „faux-pas“ kommt, um Himmels Willen bloß schnell wegsehen. Nicht, dass wir es nicht oftmals diesen Menschen gleich tun würden, doch eben heute kostete es uns doch ein wenig Überwindung und Mühen die Menschen anzusehen und den Blickkontakt aufrechtzuerhalten. Eine weitere Hürde bei dieser Aufgabe war das Zwinkern per se. Auch das will gelernt sein, sonst droht Gefahr, dass die Menschen ihren Blick schnell abwenden, um vermeintliche Zuckungen unserer Gesichtszüge nicht mit ansehen zu müssen.

Dafür breitete sich ein nahezu euphorisches Gefühl in uns aus, wenn ein Zuzwinkern und Anlächeln doch einmal glückte. Leider kamen wir jedoch zu der Feststellung: Ein Zurücklächeln kam eher selten vor.

 

  1. Blumen an 6 verschiedene Passanten am Brandenburger Tor verschenken

Bevor unser Tag heute startete, war ein Besuch im Blumenladen angesagt. Eine bunte Mischung wurde ausgewählt und sich damit auf den Weg zum Brandenburger Tor begeben. Diese Aufgabe hatten wir ebenfalls unterschätzt, denn wer würde sich nicht über eine schöne Blume freuen? – Die Antwort: Die misstrauischen, hektischen Menschen unserer Welt.
Die ersten Annäherungsversuche à la „Darf ich Ihnen eine Blume schenken?“ wurden prompt zurückgewiesen und noch ehe man einen Überzeugungsversuch starten konnte, war die Person schon über alle Berge. Manche Leute konnten gar nicht verstehen, dass sie diese Blume ganz kostenlos erhalten würden, doch diejenigen, die sich darauf einließen – ja denen konnten wir ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das tröstete dann irgendwie über die Fehlversuche hinweg. Die letzte Blume wurde dann noch mit doch ein wenig Überzeugungskunst an die Frau gebracht und es wurde abschließend festgestellt: Freundliche Gesten ohne Hintergedanken geschehen heutzutage viel zu selten – kein Wunder, dass Misstrauen oder Verwunderung die überwiegenden Reaktionen waren. Unser Auftrag als „Blumenmädchen“ wurde jedoch erfüllt.

 

  1. Die Rolltreppe in einem Kaufhaus 3x auf der verkehrten Seite hochlaufen

Endlich mal wieder Kind sein! Wer von uns hat als Kind nicht zumindest einmal versucht, die Rolltreppe auf der verkehrten Seite hochzulaufen? Irgendwie freuten wir uns regelrecht darauf, diese Zeit mal wieder aufleben zu lassen. Damit wir die einkaufende Bevölkerung dabei aber nicht belästigten, warteten wir noch auf eine „freie Bahn“ und dann gings auch schon los (mit zum Teil ungeahnten Startschwierigkeiten, denn immerhin musste man erstmal darauf achten, beim „Aufspringen“ nicht gleich hinzufallen). Beim Hochlaufen an sich wurden alle anderen Blicke dann irgendwie ausgeblendet, denn mit starrem Tunnelblick wollte man das Ziel erreichen. Da war es dann auch egal, wenn doch mal ein paar Einkäufer verdutzt oben warteten bis wir unser Manöver hinter uns gebracht haben. Dieser Punkt unserer Erlebnis-Tour war wohl wirklich der Spaßigste – wir konnten einfach irgendwie unbeschwert auffällig sein.

 

 

  1. Lautes Streiten in der Straßenbahn über zwei Haltestellen hinweg

Unser Thema: WG Putzen. Das ist ja eh immer ganz unschön, wenn da mal beim Putzplan was durcheinander gerät und das haben wir dann noch etwas überspitzt dargestellt. Ob unser Streiten nun wirklich als „laut“ einzustufen war, sei dahin gestellt, doch wir haben uns gestritten, uns Vorwürfe gemacht und uns beleidigt – so ganz ohne aktives Zuhören und so. Dabei haben wir gar nicht so auf unsere Umgebung geachtet (wir steckten voll und ganz in unseren Rollen) und wer unseren Streit mitbekommen hat, der hat jedenfalls keinen Mucks von sich gegeben und wohl nur innerlich die Augen verdreht. Durch unsere „Gruppendynamik“ war es auf jeden Fall eine Aufgabe, die uns hinterher zum Lachen brachte und uns in der Straßenbahn mutig werden ließ.

 

  1. An einen fremden Tisch setzen und sich frei mit den dort sitzenden Leuten unterhalten

Der als am schwierigsten eingestufte Punkt auf unserer Liste – und ganz zufällig haben wir ihn mit einer Leichtigkeit erfüllt. An einem Abend in unserer ausgewählten Bar schienen zunächst alle Plätze besetzt zu sein, doch ein Mädchen saß allein am Tisch und wartete auf ihre Freundin, die dort arbeitete und bald Feierabend haben würde. Heißt also: Es waren noch Plätze frei am Tisch und wir haben die Chance ergriffen. Erst in dem Moment wurde uns klar, dass wir ja somit eine Etappe unserer Mut- und Auffälligkeitsübungen gemeistert hatten und so kamen wir gleich mit dem Mädchen ins Gespräch darüber und berichteten ihr von unserem Stotterblog. Ganz ungezwungen konnten wir uns unterhalten – über was Mädels eben so reden – und fühlten uns pudelwohl dabei. Eigentlich ist es ja doch gar nicht so schwer, neue Bekanntschaften zu machen oder einfach mit fremden Menschen ins Gespräch zu kommen, wenn man nur einfach erst einmal den Mut hat, auf sie zuzugehen.

 

Es kam irgendwie alles ein wenig anders als gedacht, aber um ein paar Erfahrungen reicher sind wir alle mal geworden. Was uns jetzt noch zu sagen bleibt? Schritt 3 – Wir kommen!

2 thoughts on “Blicke, Blumen, Streitereien – oder einfach auch mal kindisch sein!”

  1. Schöner Beitrag, hat Spaß gemacht ihn zu lesen! Das Kopfkino wurde top durch das Video unterstützt, ich musste wirklich laut lachen als das verwirrte Paar die Rolltreppe betritt und man ihre Gedanken förmlich schreien hört: WAS ZUR HÖLLE IST LOS MIT DIESEM MÄDCHEN?
    Die Skepsis der Passanten bezüglich der Blumen kann ich wirklich ein Stück weit nachvollziehen, weil es ja vor allem in touristenreichen Gegenden nicht unüblich ist, Bezahlung für die Plastikblume zu verlangen. Dass ihr die (echten!) Blumen dennoch alle losgeworden seid und damit Leuten eine Freude gemacht habt, ist deshalb aber umso schöner zu lesen 🙂

  2. Tolle Aktionen, die Sie wunderbar gemeistert haben. Schade, dass das Verschenken von Blumen anscheinend nicht ganz so gut ankam – solche Nettigkeiten sind wohl einfach zu ungewöhnlich. Viel Spaß bei Schritt 3!

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